Meister-Sextett

Chronologie

von Broody
 

1935193619371938193919401941

 


Anm.: Die Schreibweisen „Meister-Sextett“ und „Meistersextett“ wurden gleichermaßen verwendet: Auf Konzertprogrammen und in Zeitungskritiken sowie im Telefonbuch „Meister-Sextett“, einmal auch „Das Deutsche Meister-Sextett“; in Electrola-Katalogen, auf Werbefotos und auf Electrola-Platten: „Das Meistersextett“, anfänglich noch mit dem Zusatz „früher Comedian Harmonists“. Auf dem Briefkopf „Meistersextett“, auch hier anfänglich mit dem Zusatz „früher genannt: Comedian Harmonists“. Innerhalb des Schriftverkehrs meist „Meistersextett“, aber auch „Meister Sextett“ und „Meister-Sextett“, letzteres auch in Schreiben der Reichsmusikkammer. Auf Eintrittskarten sowohl „Meistersextett“ als auch „Meister-Sextett“.
 

1935

März

  • Bereits eine Woche nachdem die Reichsmusikkammer die Aufnahme der nichtarischen Mitglieder der Comedian Harmonists abgelehnt hat, suchen die verbleibenden Mitglieder Robert Biberti, Ari Leschnikoff und der Pianist Erwin Bootz per Annonce nach neuen Sängern: „Weltberühmtes Deutsches Gesangsensemble sucht 2ten Tenor und Bariton, nicht über 30 Jahre. Ausführl. Angeb. mit genauen Angab. über bish. Tätigkeit erb.“. Vorgesungen haben u. a. der Tenor Ernst Baebler und der Bariton Theo Mörschel von den „Sechs frohen Sängern“.

April

  • Biberti, Leschnikoff und Bootz werden Eigentümer der neuen Formation, die sich zunächst mit Billigung der Reichsmusikkammer noch „Comedian Harmonists“ nennt. Sie verpflichten sich, für die Dauer von fünf Jahren zusammenzuarbeiten. Gegenüber der RMK argumentiert Biberti: „Nachdem die von dem Herrn Präsidenten der Reichsmusikkammer geforderte Ausschließung der Nichtarier nunmehr endgültig erfolgt ist, ist die Frage der Beibehaltung unseres Namens zu einer Lebensfrage geworden …“
  • Die Gruppe vereinbart mit der Fa. ELECTROLA die Fortführung von Plattenaufnahmen unter dem Namen Comedian Harmonists und erhält ein privates Darlehen zum Wiederaufbau der Gruppe.

Juni

  • Eine weitere Zeitungsannonce lautet: „Bariton o. Baß-Bariton für erstklassiges, besteingeführtes Quartett (Konzert u. Variete) für sofort gesucht, Bewerber, der Instrument (Klavier, Harmonika, etc.) spielt, bevorzugt. Offerten mit Bild, Angabe des Alters, Angabe ob ledig oder verheiratet, an…“
  • Die Inhaber beschäftigen ab Juni 1935 für ein monatliches Fixum von zunächst 500 RM den Bariton Walther Blanke, den zweiten Tenor Richard Sengeleitner und den ungarischen Pianisten János Kerekes als Korrepetitor. Als Tenor-Buffo wird Walter Gorges eingestellt, der sich aber bald als stimmlich ungeeignet erweist. Die angestellten Sänger sollen nach drei Jahren Mitgliedschaft gleichberechtigte Teilhaber werden.
  • Am 22. Juni beginnen die ersten Proben.

Juli

  • Neuer ELECTROLA-Vertrag vom 26. Juli.

August

  • Anstelle von Walter Gorges wird der Tenor-Buffo Fred Kassen eingestellt, der sich am 28. Juli auf die Annonce gemeldet und am 30. Juli vorgesungen hatte.
  • Die Reichsmusikkammer verbietet den Namen „Comedian Harmonists“, woraufhin sich die Gruppe in „Meistersextett“ umbenennt. Der Vorschlag, sich „Komödien Harmonisten“ zu nennen, wird verworfen.
  • Erste ELECTROLA-Aufnahme des Meistersextetts am 20. August.

September

  • Erstes Konzert des Meistersextetts am 10. September in Dresden. Im Repertoire fehlen viele der „Zugnummern“ der Comedian Harmonists, da sie von jüdischen Komponisten bzw. Textern stammten.
  • Weitere ELECTROLA-Aufnahmen.

Oktober

  • 14-tägige Tournee durch Sachsen, weitere ELECTROLA-Aufnahmen.

November

  • Tournee Anhalt, Sachsen, Rheinland-Pfalz.
  • ELECTROLA-Aufnahmen, möglicherweise unter Mitwirkung von János Kerekes als Pianist. Dessen Vertrag wird aber zum Monatsende einvernehmlich aufgelöst.
  • Dr. Hanns-Adolf Grafe wird Sekretär des Meistersextetts.
  • Die Reichsmusikkammer gestattet bis auf weiteres den Namenszusatz „früher: Comedian Harmonists“. Mit den Konzertdirektionen vereinbart das Meistersextett, dass auf Plakaten der Schriftzug „früher: Comedian Harmonists“ größer gedruckt wird als der Schriftzug „Meistersextett“. Ebenso verfährt man zunächst auf den ELECTROLA-Platten.

Dezember

  • Auftritte in Leipzig, Chemnitz, Dresden, Franken und Bayern, Weihnachtskonzerte in Breslau, Silvesterkonzert in Frankfurt am Main.
  • Persönliche Rücksprache von Dr. Grafe mit Mitarbeitern der Reichsmusikkammer zwecks Nutzung des Namenszusatzes „früher: Comedian Harmonists“. Die Reichsmusikkammer verlangt danach schriftlich, dass der Name „Meistersextett“ in Konzertankündigungen und Programmen künftig mindestens doppelt so groß zu drucken ist wie der Zusatz „früher: Comedian Harmonists“, andernfalls werde die Genehmigung für den Zusatz entzogen.
  • Die Klage von Walter Gorges auf Schadenersatz endet mit einem Vergleich.

 

1936

Auch dem Meistersextett schlagen teilweise offene Kritik und Ablehnung entgegen, anfänglich wegen der Fortsetzung des Musikstils der Comedian Harmonists, der nicht mehr zeitgemäß sei, auch wegen der Volkslieder, die zu seicht vorgetragen würden oder nicht ins Programm passen würden. Auch in der Presse wird der Gesangsstil der Gruppe teilweise kritisiert. In der Folge kommt es gelegentlich zur völligen Ablehnung, Konzerte mit dem Meistersextett zu organisieren, meist durch örtliche Abteilungen und Verantwortliche der Organisation „Kraft durch Freude“. Das Publikum feiert die Sänger nach wie vor begeistert.
 

Januar

  • Konzerte Rhein-/Ruhrgebiet, Rundfunkauftritt in München.
  • Filmaufnahmen zu „Die Entführung“ (Boston Films) und Aufnahmen für den Werbefilm „Caspar Blume“.
  • ELECTROLA-Aufnahmen, weitere Konzerte in Brandenburg und Sachsen.

Februar

  • Tournee durch Sachsen, dann Norddeutschland.
  • Rundfunkauftritt in Hilversum.
  • Bremer Zeitung: „Als die große Masse Deutschlands sich noch in der bedingungslosen Anhimmelung alles Ausländischen gefiel, nannte sich das ‚Meister‘-Sextett ‚Comedian Harmonists‘. Mit dem 30. Januar 1933 wurde das anders. Man ‚lernte um‘ und ‚schaltete sich musikalisch gleich‘! Deutlicher kann wohl niemand das Eingeständnis von sich geben, ein trauriger Konjunkturritter gewesen zu sein. Und sich selbst den ehrenvollen Titel ‚Meister‘ zu verleihen … mit Verlaub, meine Herren, wir meinen, dass Sie da denn doch wirklich etwas zu anspruchsvoll gewesen sind. Echte Kunst ist zeitlos. Sie überschreitet die Grenzen der Länder, überdauert Kriege und Umstürze, sie setzt sich durch ganz allein aus der gesunden, starken Kraft heraus, die ihr innewohnt. Das ist bei den Comedian Harmonists nicht der Fall gewesen und konnte auch nicht der Fall sein. Mit ihrer ‚Gleichschaltung‘ suchten sie den Anschluß an eine neue Zeit, die über sie und ihre ‚Kunst‘ zur Tagesordnung übergegangen wäre, hätten sie sich nicht ‚gleichgeschaltet‘. Wohl verstanden, wir freuen uns mit allen Volksgenossen herzlich über echte Kinder der heiteren Muse. Aber wir erwarten, daß sie Kultur besitzen, daß sie wirklich gestaltet sind und gestalten, anstatt zu – verballhornen. An diesem Gesamturteil ändert auch die Feststellung nichts, daß einige Lieder wirklich witzig zum Vortrag gelangten. Wir wollen gern verzeichnen, daß der volle Saal sich Zugabe über Zugabe erklatschte und sicherlich die Vortragenden in dem Glauben bestärkt hat, wahre Meister zu sein.“

März

  • Sengeleitner und Blanke lehnen den vorgelegten neuen Angestelltenvertrag ab. Daraufhin wird ihnen zu Ende Juni gekündigt. Eine Klage der beiden wird vom Arbeitsgericht abgewiesen.
  • Konzerte u. a. in Leipzig, Frankfurt am Main, Berlin (Philharmonie) und Rostock.

April

  • Tournee durch Bayern, Osterkonzerte in Breslau, weitere Konzerte in Norddeutschland.
  • Erstes Auslandskonzert in Den Haag.

Mai

  • Konzerte in Norddeutschland, Pommern, Berlin und Rheinland-Pfalz.
  • ELECTROLA-Aufnahmen und Filmaufnahmen für „Schabernack“ (Algefa).

Juni

  • Das Meistersextett probt mit einem Tenor namens Papenberg. Auch Rudi Schuricke singt – neben anderen – vor.

Juli

  • Die Einstellung des Tenors Alfred Grunert scheitert zunächst, weil dieser wegen angeblicher „Rassenschande“ aus der Reichsmusikkammer ausgeschlossen wird.

August

  • Schuricke wird nach Intervention durch Leschnikoff nicht als neuer zweiter Tenor eingestellt, weil Leschnikoff befürchtet, neben dem hochgewachsenen Schuricke noch kleiner zu wirken. Stattdessen wird doch der Tenor Alfred Grunert verpflichtet, der erst ab August die Genehmigung der Reichsmusikkammer erhält, mit dem Ensemble zu proben.
  • Zeno Costa wirkt vorübergehend als Tenor anstelle von Walther Blanke an bereits vertraglich vereinbarten Schallplatten- und Filmaufnahmen mit.
  • Herbert Imlau, zuvor bei den Humoresk Melodios und den Spree-Revellers, wird als Bariton anstelle von Walther Blanke verpflichtet.
  • Filmaufnahmen für „Die un-erhörte Frau“ (Itala-Film), unter Mitwirkung von Richard Sengeleitner gegen Einzelhonorar. Kurzzeitig besteht die Absicht, Sengeleitner wieder einzustellen.
  • Weitere ELECTROLA-Aufnahmen.

September

  • ELECTROLA-Aufnahmen und Filmaufnahmen für „Und Du mein Schatz fährst mit“ (UFA), noch mit Zeno Costa.

Oktober

  • ELECTROLA-Aufnahmen.

November

  • ELECTROLA-Aufnahmen.
  • Erstes Konzert in der neuen Besetzung mit Kassen, Imlau und Grunert am 21. November in Zeitz. Das Meistersextett bestreitet zunehmend Konzerte für die Organisation „Kraft durch Freude“.
  • Rundfunkauftritt in Berlin sowie Konzerte in Pommern, Sachsen und Schlesien.

Dezember

  • Konzerte in Schlesien und Sachsen, ELECTROLA-Aufnahmen und Radioauftritte in Hilversum.
  • Weihnachtskonzert in Den Haag und Silvesterkonzert in Frankfurt am Main.

 

1937

Januar

  • Tournee Hessen, Konzerte in Hamburg, Bremen, Kiel, Stettin und Berlin (Philharmonie).

Februar

  • Tournee Sachsen, Auftritte in Potsdam, Berlin und Erfurt.
  • ELECTROLA-Aufnahmen, Rundfunkauftritt in Lübeck.

März

  • Konzerte in Magdeburg, Hanau, Rhein-/Ruhr-Gebiet, Osnabrück, Hamburg und Bayern.
  • Rundfunkauftritte in Berlin, Hildesheim und München.

April

  • Tournee durch Bayern und Sachsen, Auftritte in Bonn, Dresden, Leipzig und Halle.
    In Nürnberg Auftritt vor Gauleiter Streicher.
  • Rundfunkauftritte in Frankfurt am Main und Berlin.
  • Die Reichsmusikkammer verlangt, den Untertitel „früher Comedian Harmonists“ künftig wegzulassen und den Titel „Meistersextett“ zu überdenken: „Ohne dies als eine Herabsetzung Ihres Könnens zu empfinden, werden Sie einsehen, dass mit dem Wort ‚Meister‘ sich auf künstlerischem Gebiet ganz bestimmte Vorstellungen verbinden, sodass ich diesen Namen für durchaus unangebracht halte.“

Mai

  • Vierwöchiges Engagement in der Berliner Scala.
  • Auftritt vor Reichspropagandaminister Goebbels am 1. Mai.
  • ELECTROLA-Aufnahmen und Filmaufnahmen für „Fremdenheim Filoda“ (Cine-Allianz).
  • Persönliche Unterredung Bibertis mit Verantwortlichen der Reichsmusikkammer zwecks Fortführung des Namenszusatzes „früher Comedian Harmonists“.

Juni

  • Bädertournee Hessen/Baden/Bayern.
  • Rundfunkauftritte in München und Berlin.
  • ELECTROLA-Aufnahmen.

Juli

  • Die Reichsmusikkammer untersagt die Führung der Namen „Meistersextett“ und „Comedian Harmonists“.

September

  • ELECTROLA-Aufnahmen, Konzert in Guben.
  • Persönliche Unterredung von Erwin Bootz mit dem Präsidenten der Reichsmusikkammer, Raabe, über die Weiterführung des Namens „Meistersextett“.
  • Anfeindungen wegen des Programms, z. B.: „da wir zwar sehr danach streben, unseren Volksgenossen Frohsinn und Heiterkeit zu verschaffen, dass wir aber Albernheiten wie z. B. das Lied ‚Ich wollt‘ ich wär ein Huhn‘, das ja schon vor kurzem im ‚Schwarzen Korps‘ genügend gekennzeichnet worden ist, nicht in unserem Programm wünschen.“

Oktober

  • Auftritte in Frankfurt (Oder), Brandenburg/Havel und Falkenstein/Vogtland.
  • ELECTROLA-Aufnahmen und Rundfunkauftritte in Berlin.

November

  • ELECTROLA-Aufnahmen.
  • Bayern-Tournee und Auftritte in Schlesien und Ostpreußen.
  • Die Reichsmusikkammer verlangt, dass der Name „Meistersextett“ bis zum 30. April 1938 aufzugeben ist. „Schon jetzt mache ich darauf aufmerksam, daß in einem von Ihnen neu zu wählenden Namen für Ihre Gesangsgruppe das Wort ‚Meister‘ nicht enthalten sein darf.“

Dezember

  • Konzerte in Sachsen, Lübeck, Hamburg und München.
    Leipziger Abendpost: „Ob sie Volkslieder, Bänkelgesänge, Schlager oder anderes singen, alles wird durch ihren stets unaufdringlichen humorvollen und witzigen Vortrag und eine blitzblanke und saubere musikalische Darbietung in eine künstlerische Sphäre gehoben. Kaum zu überbieten ist die Leichtigkeit der Sprache, die überall ein müheloses Verstehen der Textworte ermöglicht, erstaunlich ferner die virtuose Kunst, der menschlichen Stimme jede nur erdenkliche Ausdrucksfärbung zu geben.“
  • ELECTROLA-Aufnahmen.
  • Rundfunkauftritte in Berlin und München.
  • Traditionelles Silvesterkonzert in Frankfurt am Main.

 

1938

Januar

  • Tournee Hessen und Rheinland, Rundfunkauftritte in Frankfurt am Main und Hilversum.
  • Konzerte in Amsterdam.

Februar

  • Konzerte in Hengelo, Schwerin, Rostock, Kiel, Erfurt, Dessau, Dresden, Berlin (Philharmonie), Glogau, Breslau, Göttingen und Bremen.

März

  • Vierwöchiges Engagement im Hamburger Hansa-Theater.

April

  • Konzerte in Rheinland-Pfalz, München, Frankfurt am Main, Saarbrücken, in Sachsen, Niedersachsen und Berlin.
  • Rundfunkauftritte in Frankfurt am Main und Berlin.

Mai

  • Das Namensverbot für „Meistersextett“ wird durch den Präsidenten der Reichsmusikkammer wieder aufgehoben, angeblich aufgrund einer Entscheidung von Goebbels.
  • Electrola-Aufnahmen und Rundfunkauftritte in Berlin.
  • Konzerte in Dresden und Erlangen.

Juni

  • Bädertournee Hessen/Bayern.
  • Streitigkeiten mit Kassen, Imlau und Grunert wegen der Fortführung ihrer Verträge, unter anderem verlangen die Angestellten eine Bezahlung in den konzertfreien Sommermonaten. Kassen wird die versprochene Übernahme als Teilhaber der Gruppe verweigert.
  • Erwin Bootz verlässt endgültig das Ensemble unter Verzicht auf seine Firmenanteile und wird musikalischer Leiter des „Kabarett der Komiker“ in Berlin.
  • Siegfried Muchow übernimmt einige Arrangements, Bruno Seidler-Winkler übernimmt die Probenleitung und schreibt ebenfalls Arrangements.
  • Grafe scheidet als Sekretär der Gruppe aus.

Juli˗Oktober

  • Unterbrechung der Konzert-, Proben- und Aufnahmetätigkeit.

September

  • Kassen, Imlau und Grunert sind zum 1. September mit neuen Angestelltenverträgen und höherem Gehalt engagiert.

November

  • Rudolf Zeller wird als Pianist eingestellt.
  • ELECTROLA-Aufnahmen und Rundfunkauftritt in Berlin.

Dezember

  • Konzerte in Berlin und Schlesien, Rundfunkauftritte in Königsberg und Berlin.
  • Traditionelles Silvesterkonzert in Frankfurt am Main.

 

1939

Januar

  • Neujahrskonzert in Köln.
  • Rundfunkauftritte in Köln und Berlin.
  • Konzerttournee Hessen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein, Niedersachsen.
  • ELECTROLA-Aufnahmen.

Februar

  • Konzerte in Anhalt, Sachsen, Bremen und Hamburg.
  • ELECTROLA-Aufnahmen.

März

  • Konzerte in Lübeck, Frankfurt am Main und Stuttgart.
  • ELECTROLA-Aufnahmen.
  • Achttägige Italien-Tournee.
  • Auftritte in Hessen und Bayern.
  • Der Präsident der Reichmusikkammer fordert nach entsprechenden Feststellungen erneut, dass der Zusatz „früher Comedian Harmonists“ auf „künftigen Ankündigungen, Programmen, Briefbögen, und sonstigem Werbematerial nicht mehr erscheint.“
  • Im Frühjahr 1939 kommt es zu einem ˗ zum Teil offenen ˗ Streit zwischen den Mitgliedern und Biberti. Die Angestellten fordern mit Unterstützung durch Leschnikoff ihre versprochene Übernahme als „Vollmitglieder“ mit einem Sechstel Beteiligung an den Einnahmen statt des bisherigen Festgehalts, Biberti lehnt das ab. U. a. will er Kassen aus dem Ensemble drängen. Die Betroffenen rufen daraufhin die Reichsmusikkammer um Hilfe an, um die vertragliche Regelung einzuklagen. Biberti wertet das als den Versuch, ihn auszubooten und stellt später dar, er sei bei der Gestapo angezeigt worden. Biberti selbst bezeichnet die Zusammenstöße als Disziplinlosigkeiten. Die tatsächlichen Umstände der Auseinandersetzungen sind nicht mehr detailliert nachvollziehbar, eine Beteiligung der Gestapo ist fraglich.

April

  • Konzerte in München, Berlin (Philharmonie), Hessen, Rheinland, Sachsen und Schlesien.
  • Aus einer Kritik: „… Dieser sogenannte Gesang ist ein raffinierter Bluff, der die reine Atmosphäre deutschen Empfindens besonders bei der Jugend zersetzt. Das vokalische Sittlichkeitsgefühl des deutschen Sängers und Stimmbildners bäumt sich dagegen auf. Ein solcher Gesang muß gerade wegen seiner Tarnung aus dem deutschen Kunstgeschehen verschwinden, denn er ist die Wühlmaus in der deutschen Volksseele, er ist ein gefährliches Überbleibsel aus der Zeit der Kunstvergewaltigung. Daran kann auch die krampfhaft betonte ‚Umstellung‘ nichts ändern. Ja, gerade die deutschen Volkslieder hören sich aus diesen Kehlen wie eine Karikatur an und können nicht neben den Niggersongs geduldet werden.“
  • Biberti wendet sich zwecks Streitschlichtung an den Präsidenten der Reichsmusikkammer. Leschnikoff erklärt sich jedoch nicht bereit, einen Schiedsspruch der RMK anzuerkennen. Nach erneuter Intervention bei der RMK durch Biberti werden die Mitglieder der Gruppe für den 4. Mai dorthin vorgeladen.
  • Biberti zeigt Leschnikoff bei der Polizei wegen Bedrohung an.

Mai

  • Vernehmungen aller Mitglieder des Meistersextett durch die Reichsmusikkammer am 4. und 5. Mai wegen der internen Streitigkeiten im Ensemble.
  • Konzerte in Sachsen, KdF-Konzerte auf der MS „Robert Ley“, Norwegen-Fahrt.
  • Die Staatsanwaltschaft Berlin weist Bibertis Anzeige zurück: „Nötigung ist durch nichts erwiesen.“
  • Geheimabkommen vom 23. Mai zwischen Leschnikoff, Kassen, Imlau und Zeller, wonach diese ab September nicht mehr mit Biberti zusammenarbeiten wollen. In Unkenntnis dieser Vereinbarung wendet sich Biberti am 30. Mai erneut an die RMK zwecks Schlichtung der Auseinandersetzungen.

Juni

  • Sechswöchiges Engagement am Theater am Gärtnerplatz in München in der Operette „Glückliche Reise“. Auch hier gibt es Zusammenstöße zwischen den Mitgliedern, jedoch auch Kritik seitens der Theaterleitung wegen des undisziplinierten Auftretens einzelner Sänger.
  • Rundfunkaufnahmen in München.
  • Biberti wendet sich erneut schriftlich an die RMK: „…Dem Gründer und langjährigen erfolgreichen Leiter der Truppe muß auch seitens des Herrn Leschnikoff die notwendige Achtung gezollt werden, die nun einmal zur Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung in jedem Betrieb unerlässlich ist. Aus der notorischen Unterschiedlichkeit der Fähigkeiten und Begabungen hat sich im Laufe vieler Jahre zweifelsfrei ergeben, daß nur eine bewährte Kraft die Zügel in einem so subtilen Betrieb in den Händen halten darf, da sonst die Gefahr besteht, daß der Standard der Truppe ein Niveau erreicht, welches der Weltgeltung eines Meister-Sextetts nicht mehr entspricht.“

Juli

  • Das Engagement in München endet am 11. Juli mit dem letzten Auftritt in der Besetzung mit Leschnikoff, Grunert, Kassen, Imlau und Zeller.
  • Rundfunkaufnahmen in München, letztmalig am 17. Juli für die Sendung „Aufforderung zum Tanz“.
  • Zeller lehnt ein schriftliches Vertragsangebot mit einer erhöhten Gage ab und arbeitet wieder als Barpianist.
  • Leschnikoff reist nach Bulgarien ab.
  • Biberti wird mehrmals zur Reichsmusikkammer vorgeladen.

August

  • Eine ursprünglich geplante Bädertournee findet nicht mehr statt.

September

  • Wegen des Kriegsausbruchs wird Leschnikoff in seiner Heimat vorübergehend mobilisiert und kehrt nicht aus der Sommerpause zurück. Da der erste Tenor als „Hauptstimme“ ebenso fehlt wie ein Pianist, entlässt Biberti die Mitglieder Grunert, Imlau und Kassen.

November

  • Biberti kündigt auch Leschnikoff.
  • Alle bis April 1940 geplanten Konzerte werden gestrichen.

Dezember

  • Nach wochenlangen Bemühungen kann Leschnikoff am 21. Dezember nach Deutschland zurückkehren. Die ehemaligen Mitglieder des Meistersextetts versuchen hinter Bibertis Rücken, die Gruppe wieder in Gang zu bringen. Biberti wird die Mitwirkung in der neu gebildeten Gruppe telefonisch angeboten. Bibertis Anwalt kündigt gegenüber Leschnikoffs Anwalt rechtliche Schritte an.

 

1940

Januar

  • Durch Vermittlung der Anwälte scheint zunächst eine Zusammenarbeit zwischen Biberti und Leschnikoff wieder möglich, die Gruppe soll bis Ende Februar wieder auftrittsfertig sein. Die Verhandlungen scheitern jedoch.

Februar

  • Leschnikoff reist zurück nach Bulgarien. Er macht dort Soloaufnahmen für die Marke „Mikrophon“.
  • Biberti sucht erneut nach neuen Mitgliedern, da ihm nur noch Alfred Grunert verblieben ist.

März

  • Der Pianist Rudolf Zeller stirbt am 11. März unerwartet in Berlin.

April

  • Biberti versucht, Leschnikoff per Brief in Sofia zu erreichen.
  • Imlau erklärt, dass eine Mitwirkung beim Meistersextett für ihn nicht mehr in Frage kommt, weil er nunmehr das Ensemble „Die 5 Melodisten“ leitet.

Mai

  • Annonce von Biberti: „Erstklassige Stimmen gesucht. Tenor bis Baß, gute Dauerstellg. Angebote nur schriftlich (Anrufe zwecklos) an Musikdirektor Seidler-Winkler, Schlachtensee, Schemannplatz 6.“ Auf diese Anzeige bewirbt sich u. a. irrtümlich der entlassene Imlau.

Juli˗September

  • Als neue Mitglieder werden der zweite Tenor Erwin Sachse-Steuernagel und der Pianist Willy Hermann eingestellt, ferner als erster Tenor Willy Vosmendes und als Bariton Bernhard Taverne, zwei Niederländer.
  • Die Gruppe probt auch mit einem Hellmuth Schindler.
  • Biberti wendet sich schriftlich an Goebbels wegen der Weiterführung des Namenszusatzes „früher Comedian Harmonists“.

September

  • Das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda teilt mit, dass dem Antrag auf Verwendung des Namenszusatzes „früher Comedian Harmonists“ nicht entsprochen werden kann, „da der frühere Name zumindest für die jetzige Kriegszeit untragbar ist und allgemein als Verstoß gegen das nationale Empfinden empfunden werden dürfte.“

Oktober

  • Bombentreffer auf das Haus Carmerstraße 11 in Berlin-Charlottenburg, in dem Robert Biberti mit seiner Partnerin und späteren Ehefrau Hilde Longino wohnt.

November

  • Siegfried Muchow beendet seine Tätigkeit für das Meistersextett und geht als Kapellmeister nach Posen.
  • Die Reichsmusikkammer verbietet Auftritte von Vosmendes und Taverne, solange diese keine Auftrittsgenehmigung besitzen.
  • Der Antrag auf uk-Stellung von Alfred Grunert wird von der Wehrmacht abgelehnt.
  • Robert Biberti wird uk gestellt und zur Luftschutzwarnzentrale dienstverpflichtet. Für die Durchführung von Konzerten erhält er Urlaub.

Dezember

  • Erstes Konzert in der neuen Besetzung mit Herrmann, Vosmendes, Sachse-Steuernagel und Taverne in Brandenburg an der Havel
  • Konzerttournee durch Anhalt und Sachsen.
  • Traditionelles Silvesterkonzert in Frankfurt am Main.

 

1941

Januar

  • Konzerte in Gießen, Worms und Kassel.
  • Einberufung von Erwin Sachse-Steuernagel zur Wehrmacht, was zu ersten Konzertabsagen in Bayern führt. Statt seiner wird Anton Krenn engagiert.

Februar

  • Letzter Auftritt der letzten Besetzung des Meistersextetts, vermutlich in Schweinfurt. Willy Herrmann wird zur Wehrmacht eingezogen. Alle weiteren geplanten Konzerte bis zum Saisonende werden abgesagt.
  • Biberti bemüht sich um uk-Stellung von Sachse-Steuernagel und Krenn.

März

  • Es finden noch Proben statt, um Anton Krenn und den neuen dritten Tenor Günter Schroeder einzuarbeiten.

April

  • Die Organisation „Kraft durch Freude“ teilt mit, dass seitens des Oberkommandos der Wehrmacht gegen den Einsatz der niederländischen Sänger im Rahmen der Truppenbetreuung keine Bedenken bestehen.

Mai

  • Willy Herrmann kann für die Durchführung von Konzerten uk gestellt werden, jedoch wird nun Anton Krenn – trotz Intervention Bibertis – zur Wehrmacht eingezogen.
  • Die Aktivitäten des Meistersextett kommen gänzlich zum Erliegen. Geplant waren noch in- und ausländische Tourneen bis Februar 1942.
  • Robert Biberti wirkt an Schallplattenaufnahmen mit dem Orchester Bruno Seidler-Winkler mit.

September

  • Leschnikoff kehrt nach Deutschland zurück und bemüht sich um eine Solokarriere. Daneben macht er Plattenaufnahmen für die Marke „Patria“

November

  • Bibertis Dienstverpflichtung für den Berliner Luftschutz endet, er meldet sich arbeitslos.
  • Mit Datum vom 24. November erfolgt angeblich das endgültige Auftrittsverbot für das Meistersextett durch die Reichsmusikkammer. Biberti gibt später dessen Inhalt so wieder: „Die Darbietungen ihres Ensembles sind nicht geeignet, den Wehrgedanken im deutschen Volk zu stützen!“ Ein entsprechendes Dokument ist in den Archiven jedoch nicht vorhanden.

 


Unter Verwendung von Nachlässen und publizierten Quellen.